Mehrwert für die Arbeitsteams:
Beispielhaft möchten wir hier die Aufzeichnungen von Psychiatrie-Erfahrenen Mitarbeiter*innnen und Fachkräften unserer Ambulant Betreuten Wohngemeinschaften zitieren und einfügen, ergänzt durch die Anmerkungen einer psychiatrie-erfahrenen EUTB Mitarbeiter*in, die EX-IN Kursabsolventin ist.
Zitat einer Psychiatrie-Erfahrenen:
„Nachdem ich im Jahr 2012 offiziell an Depressionen und Angststörung erkrankt bin, ist für mich eine Welt zusammengebrochen…Durch die Offene Herberge machte ich eine Qualifizierung zur EX-IN Genesungsbegleiterin…Ich durfte bei der Offenen Herberge, im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) mein erstes Praktikum machen. Ich wurde sofort als vollwertiges Team-Mitglied akzeptiert und auch von den Bewohner*innen schnell angenommen.
Ich bin unglaublich glücklich und dankbar, dass es nach der EX-IN Qualifizierung eine Möglichkeit gab mich als Genesungsbegleiterin, …. mit ins Boot zu holen. Ich arbeite auf Augenhöhe mit meinen Kollegen, die mir das Gefühl geben, ein gleichwertiges Mitglied des Teams zu sein. Ich lerne so viel dazu. Ich gehe so unglaublich gerne arbeiten, wer kann das schon von sich behaupten?! ….“
Zitat einer Fachkraft:
„Seit nunmehr ca. 15 Jahren arbeite ich als Psychologe in der Offenen Herberge mit einer geringfügigen Beschäftigung.
Ich habe diese Arbeit sehr schätzen gelernt und habe den Eindruck, dass sie mich sehr beeinflusst hat in meiner sonstigen Arbeit im weiten Feld der Psychologie und Psychiatrie. Ich schätze den offenen Umgang in dem Verein mit den eigenen Verletzungen und die immer wieder eingeforderte andere Sichtweise auf Erkrankung und Verletzungen.
Ich denke, dass es mich für eine andere Sichtweise auf Erkrankung und Verletzung in besonderer Weise sensibilisiert hat.
Denn als Profi hat man letztlich ja die Sicht auf „außen“ und mit der Arbeit mit Psychiatrie-Erfahrenen kommt eine stärkere „Innensicht“ zum Tragen.
Die Arbeit mit Psychiatrie-Erfahrenen bietet einen besonderen Einblick in den Umgang mit Verletzung und Erkrankung und wirft einen natürlich auch auf die eigenen psychischen Probleme oder Krisen zurück….“
An anderer Stelle wird auch betont, dass im Verein und im Team der Umgang mit der Befindlichkeit mehr Platz hat, es wird weniger Wert gelegt auf Abarbeiten eines Pensums. Es wird mehr Wert gelegt auf: Wieviel ist zu tragen, wie schnell tut mir gut, wann ist die Belastungsgrenze erreicht.
Diese Aspekte werden eher von Psychiatrie-Erfahrenen Kollegen eingefordert als von den Fachkräften. Dies wirkt sich atmosphärisch positiv auf das Team aus und auf die Achtsamkeit gegenüber der eigenen Gesundheit.“